Natürliche Geburt: Definition und Vorteile

Die meisten Geburten laufen „normal“ ab – doch ist das auch „natürlich“? Was bedeutet natürliche Geburt überhaupt und was haben Mutter und Baby davon? Diese Fragen möchten wir für Sie klären und Ihnen bei der Entscheidung, ob Sie auf natürlichem Wege gebären möchten, helfen.

Normale oder natürliche Geburt?

In 2015 wurden in Deutschland 31,1 % der Babys per Kaiserschnitt geboren, 5,9 % mit Saugglocke und 0,4 % mithilfe einer Geburtszange. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass 62,6 % der Geburten „normal“ verlief – oder natürlich – oder wie?

Betrachten wir zuerst einmal, was eine „normale“ Geburt ist, wobei einige lieber von einer „spontanen“ Geburt sprechen. Hierfür gibt es verschiedene Definitionen. Laut WHO versteht man unter normaler Geburt „eine physiologische Geburt, die spontan beginnt, sich im effektiven Rhythmus zwischen Wehen und Wehenpausen von alleine entwickelt und somit ohne fremdes Eingreifen der Muttermund öffnet, das Kind durch unwillkürlichen Pressdrang geboren wird.“

Andere Definitionen sprechen außerdem von

  • einer Schwangerschaftsdauer zwischen 259 und 293 Tagen
  • einer Geburtsdauer von 3 bis 18 Stunden
  • einer Geburt aus der vorderen Hinterhauptslage
  • dem Springen der Fruchtblase während der Eröffnungsperiode
  • einem Blutverlust der Mutter von maximal 500 ml und
  • keiner wesentlichen Gefährdung von Mutter und Kind während der Geburt.

Man könnte eine normale Geburt auch einfach so definieren: Eine vaginale Geburt, bei der weder Zange noch Saugglocke zum Einsatz kommen. Nach dieser Lesart gilt es eine Geburt also auch dann noch als „normal“, wenn die Wehen mittels Tropf beschleunigt werden, Schmerzmittel gegeben bzw. eine Periduralanästhesie ( PDA) oder ein Dammschnitt zum Einsatz kommen.

So begünstigen Sie eine natürliche Geburt

Wenn Sie sich für eine natürliche Geburt entscheiden, gehen Sie also zuerst einmal von einer vaginalen Geburt aus und dass dabei weder Zange, Saugglocke noch Dammschnitt zum Einsatz kommen. Dennoch kann es im Zuge der Entbindung notwendig werden, eine der genannten Maßnahmen einzusetzen. Zwar liegt dann per Definition „nur“ noch eine normale Geburt vor, aber manchmal lassen sich Geburtsverletzungen nicht vermeiden oder es kommt zu Situationen, in denen Instrumente zur Geburtshilfe notwendig werden. Bevor wir also lange hin und her rätseln, einigen wir uns einfach darauf: Je weniger „Technik“ und Medikamente bei der Geburt genutzt werden, desto natürlicher ist sie und desto wahrscheinlicher treten die weiter unten aufgezählten Vorteile ein.

Auch wenn Sie nicht alles beeinflussen können, können Sie eine natürliche Geburt auf verschiedene Weise fördern. Beispielsweise, indem Sie sich gut auf das Thema vorbereiten, um dadurch Ängste abzubauen und an die Geburt „lockerer“ und entspannter heranzugehen. Auch ein Geburtsvorbereitungskurs mit dem Erlernen der richtigen Atemübungen und  Geburtspositionen ist hierfür ungemein hilfreich. Es gibt zudem bestimmte Hilfsmittel, die Ihnen den Vorgang erleichtern und eine natürliche Geburt fördern.

Mit einer Dammmassage können Sie einen Dammschnitt vermeiden und Akupunktur oder ein spezielles Yoga hat ebenfalls schon vielen Müttern geholfen, Ängste zu nehmen und während der Geburt zu entspannen. Durch das Vermeiden von Verkrampfungen bei der Geburt wiederum können sich die Wehenschmerzen wesentlich reduzieren und der Einsatz einer PDA oder ähnliches lässt sich vermeiden. Beim Hypnobirthing ist eine schmerzfreie, möglichst natürliche Geburt das Ziel. Dies wird durch Selbsthypnose,  Entspannungsübungen und Angstbewältigung erreicht.

Natürliche Geburt: Vorteile für Gesundheit und Entwicklung des Babys

Ihr kleiner Liebling profitiert auf verschiedene Weise von einer natürlichen bzw. normalen Geburt:

  • Die vaginale Geburt sorgt für die Entwicklung eines starken Immunsystems – und zwar über das Kindesalter hinaus. Denn im Geburtskanal werden Ihre schützenden Bakterien an Ihr Kleines übertragen.
  • Auch das Herz-Kreislauf-System und die Durchblutung des Babys werden gestärkt, wodurch es vermutlich sogar langfristige gesundheitliche Vorteile hat.
  • Hinzu kommt, dass der Brustkorb des Babys auf dem Weg durch den Geburtskanal durch Druck „massiert“ wird, was zur Reifung der Lunge beiträgt und Risiken für Atemwegserkrankungen senkt.
  • Findet die natürliche Geburt ohne Medikamente statt, wird das Baby nicht mit den darin enthaltenen Substanzen und deren Nebenwirkungen belastet.
  • Nicht zuletzt erkranken laut einer Studie vaginal geborene Kinder zu 20 % seltener an Diabetes als Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen sind.
  • Wenn das Kind auf natürlichem Wege auf die Welt kommen darf, geschieht das in der Regel genau zum passenden Zeitpunkt – nämlich, wenn das Kind dazu bereit ist und alle Organe sich soweit entwickelt haben, dass ein Leben außerhalb des Mutterleibs für das Kind problemlos möglich ist.
  • Außerdem stellen Wehen für das Baby einen „natürlichen Stress“ dar, der sie aufs Leben vorbereitet und dazu führt, dass sie Stress später besser verkraften können.
  • Es scheint so, dass Kinder nach einer natürlichen Geburt mehr Saugreflexe als nach Kaiserschnitt haben, wodurch das Stillen erleichtert wird.
  • Im Gegensatz zu Kaiserschnitt-Kindern, bei denen die enorme Stresssituation der OP häufig dazu führt, dass sie später auf Stress überreagieren.
  • Die natürliche Geburt ist zudem die beste Entbindungsmöglichkeit für einen schnellen und intensiven Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen Mutter und Kind nach der Entbindung. Das fördert die optimale Entwicklung des Gehirns beim Baby und bringt ihm viele physiologische Vorteile.

Vorteile der natürlichen Geburt für die Mutter

Auch Ihnen als Mutter bringt eine natürliche/normale Geburt einige Vorteile:

  • Während der Entbindung wird das Liebeshormon Oxytocin ausgeschüttet, welches wesentlich für die Verbindung zwischen Mutter und Neugeborenen verantwortlich ist. Außerdem erleichtert es die Geburt für das Baby und macht die Schmerzen für die Mutter erträglicher.
  • Zudem fördern die Hormonschübe während der natürlichen Geburt die Beziehung zwischen Mutter und Kind.
  • Nach einer natürlichen Geburt erholen Sie sich viel schneller als beispielsweise nach einem Kaiserschnitt. Sie sind in der Regel schnell wieder auf den Beinen und können sich um Ihr Baby kümmern. Bereits nach kurzer Zeit können Sie wieder nachhause und die alltäglichen Tätigkeiten problemlos aufnehmen.
  • Auch sind Sie frei von den Risiken eines Kaiserschnittes wie Verletzungen anderer Organe, Infektionen oder hoher Blutverlust. Das gilt auch für die chirurgischen Schäden oder anderen Nachwirkungen, die ein solcher Eingriff nach sich ziehen kann. Davon abgesehen, gibt’s auch keine Narbe.
  • Wenn Sie darum bitten, auf einen routinemäßigen Dammschnitt zu verzichten, bleibt Ihnen oft eine langwierige Wundheilung mit den damit einhergehenden Beschwerden erspart.
  • Erfahrungsgemäß fühlen Sie sich nach einer vaginalen Geburt emotional gestärkt, euphorisch – und einfach nur gut.

Fazit: Eine normale bzw. natürliche Geburt läuft mit so wenigen „technischen“ Hilfsmitteln wie möglich ab. Das bringt Mutter und Kind zahlreiche Vorteile für die körperliche und psychische Gesundheit und das allgemeine Wohlgefühl.

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