Haben Sie Angst vor der Geburt?

Wenn Sie diese Frage mit „Ja“ beantworten, können wir Ihnen versichern: Sie stehen damit nicht alleine da! Viele Schwangere, vor allem Erstgebärende, haben Angst vor der Geburt und machen sich Sorgen, was dabei alles passieren kann. Wir möchten Ihnen – so gut es geht – die Ängste nehmen und zeigen, wie Sie diese eindämmen und gut damit umgehen können.

Lernen, mit der Angst vor der Geburt umzugehen

Die Entbindung ist ein Vorgang, der in Filmen und Medien oft mit Schmerzen verbunden wird. Im Zeitalter von Internet & Co. lesen Sie zusätzlich auch noch vieles über mögliche Komplikationen. Die Folge davon ist, dass der normalerweise völlig natürliche Geburtsvorgang immer mehr mit Angst verbunden und gleichzeitig aus vermeintlichen Sicherheitsgründen „schematisiert“ wird. Das Sicherheitsbedürfnis wächst und macht aus einer Entbindung häufig einen „klinisch reinen“ Ablauf, ohne dass dabei auf die speziellen Bedürfnisse von Mutter und Kind eingegangen wird.

Die Furcht vor dem Tod dürfte bei der Angst vor der Geburt heutzutage eine Nebenrolle spielen. Laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung starben in 2015 in Deutschland 24 Frauen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt. Deutschland gehört zu den Ländern mit der geringsten Müttersterblichkeit weltweit.

Die größere Angst vor der Geburt dürfte andere Gründe haben. Viele Frauen fühlen sich der fremden Situation ausgeliefert und wissen überhaupt nicht, was auf sie zukommt. Hinzu kommt die Sorge um die Gesundheit des Babys. Zudem fürchten sich viele auch vor den Schmerzen bei der Entbindung, vor Geburtsverletzungen oder einer möglichen Wochenbettdepression.

Sicherlich läuft eine Geburt nur äußerst selten ganz ohne Schmerzen ab und ob es zu Komplikationen kommt oder nicht, kann vorher niemand sagen. Aber Sie können sich das Erleben einer Geburt um einiges erleichtern, indem Sie sich mit Ihren Ängsten im Vorfeld auseinandersetzen und aktiv dagegen angehen. Denn diese zu unterdrücken bringt genauso wenig, wie sich extrem hineinzusteigern. Kurz: Sie können lernen, mit der Angst vor der Geburt umzugehen.

Vertrauen hilft gegen die Angst

Sollten Sie zu den Müttern gehören, die großes Vertrauen in die moderne Medizin haben, sollten Sie sich auch wirklich darauf verlassen. Soll heißen: Gehen Sie regelmäßig zu den Untersuchungsterminen und vertrauen Sie darauf, dass Ihr Gynäkologe rechtzeitig eventuelle Risiken erkennt und behandelt. Und denken Sie auch daran, dass die äußeren Bedingungen für eine Geburt heutzutage in unseren Kliniken noch nie so gut waren. Vertrauen Sie also darauf, wenn die Ärzte signalisieren, dass bei Ihnen alles im grünen Bereich ist.

Wenn Sie eher „alternativ“ orientiert sind, sollten Sie sich verstärkt auf Ihre Gefühle und natürlichen Instinkte verlassen. Seit Jahrtausenden bringen Frauen Kinder auf die Welt und das über eine lange Zeit ohne technische Geräte und Hilfsmittel. Vertrauen Sie dabei auf ihre innere Stimme und nehmen Sie beispielsweise während der Geburt die Stellung ein, die sich für Sie am besten anfühlt. Im Beitrag zur natürlichen Geburt erfahren Sie, wie diese ablaufen und zu einem einzigartigen Erlebnis werden kann.

Und Sie können sich natürlich auf verschiedenste Weise vorbereiten und die Angst vor der Geburt abbauen – wie beispielsweise in Gesprächen. So gehört es zu den Hauptkompetenzen einer Doula, Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen – und zwar sowohl im Vorfeld der Geburt als auch während der gesamten Entbindung. Hilfreich und kraftspendend ist für viele werdende Mütter auch der Gedanke, dass ihr Partner oder eine andere vertraute Person bei der Geburt dabei sind. Nicht zuletzt sind natürlich auch Hebamme oder Gynäkologe/in kompetente Ansprechpartner, wenn Sie ein entsprechend vertrautes Verhältnis aufgebaut haben.

Sanfte Hilfe gegen die Angst vor der Geburt

Schon im Vorfeld der Geburt und auch währenddessen können Sie dafür sorgen, dass Ihr Körper und Ihre „Seele“ gut darauf vorbereitet sind und sich dadurch die Angst vor der Geburt verringert. Das erreichen Sie beispielsweise mit Schwangerschaftsgymnastik, Yoga oder gesunder Ernährung. Weitere Möglichkeiten sind:

  • Akupunktur während der letzten Schwangerschaftswochen: Diese soll laut einer Studie die Geburtsdauer verkürzen. Auch hat sich gezeigt, dass nach einer Akupunktur die Entbindende weniger Schmerzen bei der Geburt hat.
  • Homöopathie kann helfen, Ängste zu verringern: Da es hierzu kein Patentrezept gibt, fragen Sie am besten Ihre Hebamme. Nach der Geburt sind homöopathische Mittel übrigens auch sehr hilfreich – beispielsweise gegen oben erwähnte seelische Verstimmung im Wochenbett.
  • Düfte bei der Aromatherapie: Diese sorgen dafür, dass das Gehirn Glückshormone ausschüttet. Sprechen Sie mit Hebamme oder Arzt über die Möglichkeit, eine Duftlampe im Kreißsaal aufzustellen. In Geburtshäusern oder bei der Hausgeburt ist das sicherlich problemlos möglich, um das Wohlgefühl zu fördern und die Angst vor der Geburt zu lindern. Empfohlen werden beispielsweise ätherisches Jasmin-, Melisse-, Rosen- oder Muskatellersalbeiöl.
  • Entspannungsübungen: Es gibt verschiedenste Übungen für Schwangere, die Ihnen dabei helfen, sich zu entspannen. Mehr zu den Entspannungsübungen für Schwangerschaft und Geburt lesen Sie im verlinkten Beitrag.
  • Logische Gedanken: Eine Mutter erzählte mir, dass sie der Gedanke beruhigt hat, dass rein statistisch viele Gebärende „Wiederholungstäter“ sind. Sie dachte sich: „Wenn die Frauen freiwillig zum zweiten oder dritten Mal schwanger sind, kann es nicht so schlimm sein und ich bekomme das auch hin.“
  • Erfahrungen: Die gleiche Frau berichtete erfahrungsgemäß von sich und vielen anderen Müttern, dass ein Vergessen über die Schmerzen bei der Entbindung eintritt. „Ich kann die Erinnerung an den Schmerz nicht zurückholen, das ist beruhigend. Hier helfen Hormone und Natur mit.“

Geburtsverletzungen vorbeugen und „praktisch“ vorbereiten

Weit verbreitet ist auch die Angst vor Geburtsverletzungen wie Analfissur, Dammschnitt oder Geburt mit Dammriss. Einem Dammschnitt vorbeugen können Sie auf verschiedene Weise, z.B. durch Beckenbodentraining, Sitzbäder oder Tees. Besonders häufig gegen Dammriss & Co. wird eine Dammmassage empfohlen. Machen Sie sich zudem bewusst, dass heutzutage immer seltener ein Dammschnitt durchgeführt wird. Ein Dammriss heilt meist wesentlich besser und kann zudem oft von erfahrenen Geburtshelfern verhindert werden, indem Sie während der Geburt gut angeleitet werden. Sollte es dennoch zu einer Geburtsverletzung kommen, gibt es viele Möglichkeiten, um die Beschwerden zu lindern und die Heilung zu beschleunigen.

Übrigens treten laut Beobachtungen besonders wenige Geburtsverletzungen bei einer Wassergeburt auf. Das liegt vermutlich daran, dass das warme Wasser die Muskulatur entspannt und sich das Dammgewebe besonders gut dehnen kann. Sollten alle Stricke reißen und Ihre Schmerzen zu groß sein, können Sie zum „Rettungsanker“ PDA (Periduralanästhesie) greifen. Dabei wird das Schmerzempfinden in der unteren Körperhälfte ausgeschaltet, während Sie ansonsten wach bleiben. Der Gedanke, dass Sie immer noch eine PDA machen können, sollte Ihnen auch den absolut kontraproduktiven „Leistungsdruck“ nehmen, dass es unbedingt eine natürliche Geburt sein muss.

Eine gute “praktische“ Vorbereitung auf die Geburt trägt ebenfalls dazu bei, dass sich Ängste und Sorgen mindern – ob Geburtsvorbereitungskurs, rechtzeitig unsere Tipps für die Kliniktasche lesen :-), vorher alle Einkäufe tätigen, die Betreuung im Wochenbett klären und vieles mehr. So sorgen Sie dafür, dass Sie mit wesentlich mehr Ruhe und Sicherheit in die Klinik oder ins Geburtshaus gehen und der Geburt sowie den ersten Wochen danach mit Entspannung entgegenschauen können.

Fazit: Sie sehen also, dass eine Angst vor der Geburt einerseits normal ist und Sie andererseits durchaus lernen können, damit umzugehen. Dadurch erhalten Sie das gute Gefühl, dem Ganzen nicht ausgeliefert zu sein, sondern reagieren zu können und dabei kompetente und liebevolle Unterstützung zu erhalten.

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