Geburt mit Kaiserschnitt: Ja oder Nein?

Die Zahl der Kaiserschnitte steigt Jahr für Jahr. Waren es 1997 noch 18,5 % der Entbindungen, stieg die Zahl im Jahr 2013 auf 31,8 %. Es gibt keine genauen Angaben dazu, wie viel davon Wunschkaiserschnitte waren, denn die Grenzen sind fließend. Wenn Sie sich überlegen, ob Sie eine Geburt mit Kaiserschnitt durchführen lassen möchten, sollten Sie dabei die Vor- und Nachteile betrachten.

Warum gibt es immer mehr Kaiserschnitte?

Da eine von der Schwangeren gewünschte Geburt mit Kaiserschnitt nicht von den Krankenkassen gezahlt wird, sondern nur eine medizinisch notwendige (auch geplante) OP, gibt es in Deutschland offiziell nicht viele „echte“ Wunschkaiserschnitte. Doch es soll nicht wenige Fälle geben, in denen Ärzte den Wunsch der Schwangeren entgegenkommen und eine medizinische Begründung für den normalerweise nicht nötigen Eingriff finden. Man könnte nun vermuten, dass die Mediziner dies tun, um der Schwangeren die Geburt zu erleichtern oder auch, weil sie bei einem Kaiserschnitt mehr verdienen oder weil der Eingriff besser planbar und weniger zeitaufwändig ist – die Antwort kennen nur die Betroffenen selber.

Hinzu kommt der heutige verstärkte medizinische „Risikoblick“. Die bessere Früherkennung, Vorbeugung von Krankheiten und Fehlentwicklungen beim Baby sowie moderne Diagnosemöglichkeiten sind natürlich einerseits begrüßenswert. Andererseits stieg dadurch auch in einem Zeitraum von wenigen die Zahl der im Mutterpasse eingetragenen Risikofaktoren von 12 auf 52. Dadurch gibt es heutzutage viel mehr „Risikoschwangerschaften“, obwohl die Frauen wesentlich besser ernährt und gesünder sind als früher. Auch durch die gesellschaftliche Entwicklung steigt die Zahl der risikobehafteten Schwangerschaften, beispielsweise das höhere Alter der Mütter oder vermehrte Zwillingsgeburten aufgrund künstlicher Befruchtung.

Wenn Schwangere sich eine Geburt mit Kaiserschnitt wünschen, tun sie dies meist aus Angst und Unsicherheit. Sie fürchten beispielsweise die Schmerzen bei der Entbindung, befürchten eine Geburt mit Dammriss & Co. oder haben Sorge wegen negativer Folgen auf den Beckenboden (z.B. Inkontinenz) oder die Sexualität. Auch die zeitliche Planbarkeit spielt bei einigen eine Rolle. Viele Frauen haben auch den Bezug zu den natürlichen Abläufen während einer Geburt verloren und vertrauen mehr auf technische und operative Methoden.

Wir möchten uns dabei neutral halten und kann Ihnen nur empfehlen, sich intensiv mit den Vor- und Nachteilen eines Kaiserschnitts zu beschäftigen. Und darüber erfahren Sie jetzt mehr.

Geburt mit Kaiserschnitt: Vorteile

Wenn Sie einen Wunschkaiserschnitt durchführen lassen, hat das einige Vorteile:

  • Sie benötigen eine wenig intensivere Geburtsvorbereitung, denn welche Wehenart wann einsetzt, welche Geburtsposition die richtige ist etc. brauchen Sie dann nicht zu wissen. Dennoch ist ein Geburtsvorbereitungskurs sinnvoll, weil Sie hier einiges über Schwangerschaft und Babypflege erfahren und andere Schwangere kennenlernen.
  • Da ein Wunschkaiserschnitt Tage oder Wochen im Voraus geplant wird, können Sie und Ihr Partner sich besser auf den Zeitpunkt einstellen. Voraussetzung ist natürlich, dass nichts Unvorhergesehenes passiert.
  • Bei einer Geburt mit Kaiserschnitt entfallen normalerweise die Wehen, weshalb Sie weniger bis gar keine Geburtsschmerzen haben werden. Es gibt die Möglichkeit der Vollnarkose oder einer PDA, bei der Sie zumindest teilweise die Geburt miterleben können.
  • Bei einer Geburt mit Kaiserschnitt treten Probleme mit der Nachgeburt seltener auf als bei einer natürlichen Geburt.
  • Mit einem Wunschkaiserschnitt können Sie Geburtsverletzungen vermeiden, wie beispielsweise Dammriss, Dammschnitt oder Scheidenriss.
  • Auch kommt es nach dem Eingriff seltener zu einer Inkontinenz. Dennoch ist eine Beckenbodengymnastik unbedingt empfehlenswert, denn der Beckenboden wird bereits während der Schwangerschaft durch das Gewicht des Babys belastet.
  • Da sich beim Kaiserschnitt die Vagina nicht verändert, ist normalerweise auch keine Veränderung der sexuellen Empfindsamkeit zu befürchten.
  • Der Gedanke daran, dass ein Kaiserschnitt heute schon medizinische Routine ist, beruhigt manche Frauen und kann ihnen mehr Sicherheit geben.

Geburt mit Kaiserschnitt: Nachteile

Nun gibt es nicht wenige Nachteile, die ein solcher Eingriff nach sich zieht.

Nachteile eines Kaiserschnitts für das Baby:

  • Viele Experten sind sich einig, dass das Baby die natürlichen Reize während und nach der vaginalen Geburt benötigt, um sich gesund zu entwickeln. Der „Geburtsstress“ hat sogar zahlreiche positive Folgen. So wird die Lungenflüssigkeit ausgedrückt und bestimmte Nervenbotenstoffe sowie Hormone beim Baby ausgeschüttet, die zu starken Lungen beitragen. Wissenschaftler schreiben, dass die Wehentätigkeit das Immunsystem des Kindes stimuliert und dadurch auch die Entwicklung der Atemwege unterstützt wird. Im Gegensatz dazu wurde bei Kaiserschnittkindern ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen und Asthma beobachtet.
  • Auch Allergien gegen Lebensmittel kommen bei Kindern nach einer Geburt mit Kaiserschnitt gehäuft vor, wie zahlreiche Untersuchungen zeigen. Es besteht ein 1,4-fach höheres Risiko auf Nahrungsmittelsensibilisierung.
  • Hinzu kommt, dass das Baby mit nützlichen Darm- und Vaginalmikroben in Berührung kommt, während es den Geburtskanal passiert – es erhält quasi eine natürliche Impfung. Das ist äußerst wichtig für die gesunde Entwicklung des kindlichen Immunsystems. Beim Kaiserschnitt dagegen sind es zuerst die Hautkeime der Geburtshelfer und der Mutter, mit denen das Kleine in Berührung kommt. So ist es nicht verwunderlich, dass die Darmflora eines mit Kaiserschnitt entbundenen Kindes nicht so vielfältig und ausgewogen ist, wie bei vaginal geborenen Babys.
  • Nach einem Kaiserschnitt sind die Kleinen häufig länger von der Mutter getrennt, weshalb es deutlich öfter zu Problemen beim Stillen kommt.

Nachteile eines Kaiserschnitts für die Mutter:

  • Auch wenn die heutige OP-Technik modern und sehr sicher ist, kann es bei der Mutter nach Kaiserschnitt zu Infektionen und anderen Beschwerden kommen. Dazu gehören u.a. starker Blutverlust, Verletzungen von Darm oder Blase oder thromboembolischen Komplikationen.
  • Auch sind Komplikationen bei künftigen Schwangerschaften wahrscheinlicher und es steigt die Wahrscheinlichkeit, dass bei der nächsten Geburt ein Kaiserschnitt vorgenommen werden muss.
  • Nach der OP kommt es häufig zu einer Darmträgheit, die sich zu einer chronischen Verstopfung ausweiten kann.
  • Nach dem Eingriff treten Schmerzen an der Wunde auf. Die Narbe spürt man deutlich und ein Tag lang ist ein Aufstehen nicht möglich. In der Zeit benötigen Sie meist noch einen Urin-Katheter und sind allgemein in Ihrer Bewegungsfreiheit behindert. Durch den Katheter kann es zu Entzündungen kommen. Insgesamt werden Sie die Narbe sicherlich bis einige Wochen nach der Geburt spüren. Allgemein vergehen 6 Wochen bis zur vollständigen Heilung, wobei einige Frauen auch später die deutlich verblasste Narbe stört.
  • Eine mögliche Spätfolge ist, dass die Wunde schlecht genäht wird oder es zu Verwachsungen und Wucherungen kommt, die anhaltende Unterbauchschmerzen nach sich ziehen.
  • Meist müssen Sie nach einer Geburt mit Kaiserschnitt länger im Krankenhaus bleiben als nach einer vaginalen Geburt. Verläuft alles komplikationslos, beträgt der durchschnittliche Aufenthalt 6,3 Tage, während bei einer gut verlaufenden vaginalen Geburt die Mütter bereits nach rund 3,8 Tagen nach Hause gehen können.
  • Sie verpassen das Geburtserlebnis, das von vielen Müttern als intensiv, positiv und befreiend empfunden wird.

Kurzer Bericht einer Mutter über ihre natürliche Geburt

„Bei meiner zweiten Entbindung bin ich direkt nach der Geburt aufgestanden, habe geduscht, andere Sachen angezogen, bin in mein Zimmer gelaufen und habe draußen auf dem Balkon in der Sonne gesessen. Die Hormone sorgen dafür, dass man „DA“ ist – so präsent, wie ich es selten in meinem Leben erlebt habe. Geruch, Farben, Empfinden etc. – das sind die Hormone, die während der Geburt ausgeschüttet werden. Das aufgrund eines Kaiserschnitts zu versäumen???

In der Sekunde, wo das Kind auf dem Bauch liegt, gibt es ein unendliches Glücksgefühl – dieses Gefühle und diese Nähe habe ich mein Leben lang nicht vergessen. Persönlich glaube ich hier an deutlich mehr Nähe zum Baby als nach einem Kaiserschnitt. Selbst bei einer PDA ist das Empfinden nicht mal annähernd.“

Fazit: Bei einer Geburt mit Kaiserschnitt auf Wunsch sollten Sie vorher genau die Vor- und Nachteile für sich und das Baby berücksichtigen. Bedenken Sie dabei auch, dass es für vieles ein Lösung gibt: Dammmassage zum Vermeiden einer Geburtsverletzung, milde Mittel, um die Heilung zu beschleunigen und eine gute Geburtsvorbereitung. Was bei einem Kaiserschnitt passiert, erfahren Sie hier.

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