Unterschied Wochenbettdepression und Babyblues

Viele Mütter fallen kurz nach der Geburt in ein Stimmungstief. Das bringt die Frauen in einen großen Konflikt – denn schließlich hatten sie sich doch sooo auf das Baby gefreut. Deshalb ist dieses Thema noch immer häufig ein Tabu – vor allem, wenn es sich um eine länger andauernde Wochenbettdepression handelt. Wichtig ist allerdings, darüber Bescheid zu wissen, es anzusprechen und etwas dagegen zu tun.

Was sind die Ursachen?

Zuerst einmal möchten wir betonen: Sollen Sie unter schlechter und trauriger Stimmung nach der Geburt leiden, stehen Sie damit nicht alleine da. Rund 80 % der Frauen erleben den Babyblues und immerhin noch 10 bis 20 % entwickeln eine postpartale (= nach der Geburt) Depression. Wobei hier eine höhere Dunkelziffer vermutet wird, weil niemand gerne darüber spricht, die Frauen sich dafür schämen, sich Vorwürfe machen etc. Wir hoffen sehr, Ihnen mit diesem Beitrag die Scham zu nehmen und Sie zu motivieren, sich helfen zu lassen.

Zuerst betrachten wir einmal den Babyblues, der sich besonders oft bei stillenden Müttern einstellt. Diese sogenannten „Heultage“ hängen mit dem Hormonumschwung zusammen. Denn plötzlich sinkt der Hormonspiegel – vor allem der von Progesteron und Östrogen – während gleichzeitig mehr Prolaktin produziert wird. Dieses Hormon ist zuständig für die Milchbildung. Auch weitere Hormone sind von der ausgeprägten hormonellen Umstellung betroffen, die zu starken Stimmungsschwankungen führen kann. Meist dauert dieser Zustand etwa 7 Tage und kann zudem mit Neigung zum Weinen, Erschöpfung, Müdigkeit, erhöhter Empfindsamkeit und Traurigkeit einhergehen. In der Regel geht es den meisten Frauen wieder gut, wenn sie zurück in ihre gewohnte Umgebung kommen.

Die Ursachen einer Wochenbettdepression sind schwerer fass- und erklärbar. Neben dem hormonellen Wechsel sind es häufig mehrere Umstände, die dazu führen. Da spielen beispielsweise soziale, körperliche und seelische Aspekte eine Rolle. Auch eine entsprechende Veranlagung, traumatische Erlebnisse, frühere Komplikationen in der Schwangerschaft oder mangelnde Unterstützung durch den Partner können zu dieser seelischen Belastung führen. Weitere Ursachen können eine bestimmte Stoffwechselstörung im Gehirn, Eisenmangel, bestimmte Medikamente oder Schilddrüsenstörungen sein.

Woran erkennen Sie eine Wochenbettdepression?

Eine Wochenbettdepression kann schon in den ersten Wochen oder auch innerhalb von zwei Jahren nach der Geburt auftreten. Die Symptome können sich bei den Frauen sehr unterschiedlich zeigen. Eine nahezu ständige totale Erschöpfung und Gefühle wie Überforderung und gleichzeitiger Aggressivität gehören dazu. Viele Frauen fühlen sich gegenüber dem Baby schuldig und entwickeln extreme Ängste – Angst davor, keine gute Mutter zu sein, Angst vor dem Alleinsein, Angst, das Kind wieder zu verlieren.

Schlimm für die Mütter ist es auch, wenn sie ihr Baby als eine Art Störenfried empfinden und es innerlich ablehnen, obwohl es ein absolutes Wunschkind war. Da wird die kleinste Handlung zur Qual und verursacht große Anstrengungen – von den Selbstvorwürfen mal ganz abgesehen. Entstehen können auch Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Ruhelosigkeit, extreme Empfindsamkeit und eine große Traurigkeit. Daraus wiederum können Schuldgefühle, Niedergeschlagenheit und Versagensängste resultieren. Zudem können auch körperliche Symptome auftreten wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Appetitlosigkeit.

Viele Frauen und deren Angehörige wissen oft nicht, dass es sich hierbei um eine Erkrankung handelt. Entweder sprechen sie erst gar nicht darüber oder es wird als „normale“ Begleiterscheinung gesehen, die aufgrund der Belastung in der neuen Lebenssituation entstanden ist. Dabei – und damit kommen wir zum positiven Teil – haben Sie zahlreiche Möglichkeiten, sich helfen zu lassen. Sie können einer Wochenbettdepression sogar im Vorfeld entgegenwirken.

Gespräche und Therapien bei Wochenbettdepression

Das Allerwichtigste ist: Sprechen Sie über Ihre Probleme, über Ihre Beschwerden und Ängste. Machen Sie sich klar, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, nach der Geburt immer pures Mutterglück zu empfinden – schließlich müssen Sie in die Rolle hineinwachsen. Partner, Familienangehörige und nahe stehende Menschen sollten auf eine Frau zugehen, wenn sie seelische Probleme wahrnehmen. Und Sie als Betroffene sollten sich unterstützen lassen und die Hilfe eines Experten suchen. Zuerst einmal sind der Frauenarzt oder auch Ihre Hebamme gute Ansprechpartner. Außerdem gibt es inzwischen zahlreiche Selbsthilfegruppen und Einrichtungen, wo Sie professionelle Hilfe erhalten. Hier können Sie sich beispielsweise ausführlich informieren: http://www.schatten-und-licht.de.

Allerdings kann es sein, dass Gespräche alleine nicht mehr ausreichen, um die Wochenbettdepression erfolgreich zu bekämpfen. Dann wird je nach Schwergrad und Ausprägung eine psychotherapeutische und/oder medikamentöse Behandlung erforderlich, auch eine Körpertherapie oder Homöopathie können helfen. Bei der Wahl der Medikamente ist darauf zu achten, ob die Mutter noch stillt, damit die Arzneistoffe nicht in die Muttermilch übertreten können. Es wird empfohlen, dass der Partner und Familienangehörige mit in die Therapie einbezogen werden. Dadurch wird ihnen ermöglicht, die Frauen besser zu verstehen und zu unterstützen. Hinzu kommt, dass bei einer postpartalen Depression oft die Beziehung zwischen Mutter und Kind gestört ist. In diesen Fällen wird es dann auch nötig, die gestörte Beziehung zu behandeln.

Wir haben uns im Netz umgeschaut und können Ihnen sagen: Die meisten betroffenen Frauen sagen, dass sie heute ein absolut gutes und normales Verhältnis zu ihrem Kind haben und dass es ihnen wieder sehr gut geht. Und sie raten unbedingt dazu, sich professionelle Hilfe zu holen und das Ganze NICHT auf die leichte Schulter zu nehmen oder unter den Tisch zu kehren.

Haben Sie eine Wochenbettdepression?

Wie weiter oben erwähnt, können Sie einer Wochenbettdepression vorbeugen – vor allem, wenn Sie vorbelastet sind. Das kann beispielsweise sein, wenn Sie schon in der Schwangerschaft unter depressiver Verstimmung leiden oder bereits in einer früheren Geburt unter einer Wochenbettdepression gelitten haben. In dem Fall sollte sofort nach der Entbindung eine intensive Unterstützung durch Partner und Klinikpersonal einsetzen. Dazu zählt die verstärkte Betreuung des Babys, viel Schlaf und Ruhe für Sie und deshalb auch wenig Besuch in den ersten Wochen.

Auch ansonsten ist ein guter sozialer Rückhalt sehr wichtig, um einer Wochenbettdepression vorzubeugen. Außerdem sollten Sie sich von Vornherein klar machen, dass Sie keine „Supermama“ werden müssen – dass es so etwas auch gar nicht gibt. Setzen Sie sich nicht unter Druck und wenn Sie Ängste oder Unsicherheiten verspüren, sprechen Sie mit Menschen darüber, denen Sie vertrauen und die etwas davon verstehen.

Falls Sie unsicher sind, ob bei Ihnen bereits eine Wochenbettdepression vorliegt, können Sie diesen Selbsttest Wochenbettdepression durchführen. Er vermittelt Ihnen Anhaltspunkte darüber, ob Sie unter einer postpartalen Depression leiden. Sollten Sie die angegebene Punktzahl erreichen, sprechen Sie bitte unbedingt mit Ihrer Hebamme oder dem Frauenarzt.

Fazit: Eine Wochenbettdepression hat verschiedenste Ursachen. Falls Sie davon betroffen sind, sprechen Sie bitte mit Ihren Vertrauenspersonen darüber und holen Sie sich professionelle Hilfe – Ihnen kann auf jeden Fall geholfen werden!

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