Kaiserschnitt: Warum und was passiert dabei?

Ob ein Kaiserschnitt nötig ist, wird entweder bereits vor der Geburt festgestellt oder es entsteht während der Entbindung eine entsprechende Situation. Manchmal geschieht ein Kaiserschnitt auf Wunsch der Schwangeren, wobei wir hier nur auf die medizinischen Gründe eingehen werden. Dabei erfahren Sie auch, was genau bei dem Eingriff passiert.

Zahl der Kaiserschnitte in Deutschland steigt

Fast 32 % der Geburten erfolgen mit Kaiserschnitt (Sectio caesarea). Warum die Kaiserschnittrate in den letzten Jahren so nach oben geschnellt ist, kann man nicht genau sagen. Ein Grund dafür könnte sein, dass diese Geburtsmethode für die Kliniken besser zu planen und zu kontrollieren ist, weniger Zeit dafür aufgewendet werden muss und sie lukrativer ist als eine herkömmliche Geburt. Immerhin zahlen die Krankenkassen für einen Kaiserschnitt teilweise mehr als das Doppelte. Da kann es dann auch passieren, dass so mancher Wunschkaiserschnitt als „medizinisch notwendig“ eingestuft wird.

Außerdem werden aufgrund der modernen Untersuchungs- und Präventionsmethoden immer mehr Schwangerschaften als „riskant“ eingestuft und ein Kaiserschnitt damit eher wahrscheinlich. Zudem wächst die Zahl der Risikogeburten zum Beispiel aufgrund vermehrter Zwillingsgeburten durch künstliche Befruchtung, einem höheren Alter der Mütter und zunehmendes Übergewicht.

Medizinische Gründe für einen Kaiserschnitt

Für einen Kaiserschnitt gibt es verschiedene medizinische Gründe. In einigen Fällen wird der Eingriff bereits vor der Entbindung geplant. In diesem Fall handelt es sich um einen primären Kaiserschnitt, der vor Öffnung des Muttermundes bzw. vor dem Blasensprung durchgeführt wird. Dieser erfolgt aus folgenden Gründen:

  • Querlage oder Steißlage des Babys, das heißt, es käme mit dem Hinterteil voran auf die Welt
  • das Kind ist definitiv zu groß
  • Erkrankung oder Abnormität beim Baby
  • Mehrlingsgeburten ab drei Kinder
  • die Plazenta sitzt zu tief und versperrt dem Baby den Ausgang (Plazenta praevia)
  • Herpesinfektion der Mutter im Genitalbereich
  • frühere Gebärmutteroperationen oder häufige Kaiserschnitte
  • verstärkt auftretender Bluthochdruck, einhergehend mit vermehrter Eiweißausscheidung im Urin und Wassereinlagerungen (verschlimmerte Präeklampsie)
  • Geburt des Babys in einer sehr frühen Schwangerschaftswoche

Wird ein operativer Eingriff nach dem Sprung der Fruchtblase bzw. nach den muttermundswirksamen Wehen notwendig, handelt es sich um einen sekundären Kaiserschnitt. Dieser sollte dann so schnell wie möglich erfolgen und wird nötig:

  • bei zu schwachen bzw. unregelmäßigen Herztönen des Babys
  • trotz aller Hilfsmittel nicht ausreichenden Wehen
  • wenn sich die Nabelschnur um den Hals des Babys gewickelt hat
  • in Fällen, in denen die Nabelschnur vor dem Baby durch den Muttermund gleitet
  • wenn das Baby nicht in den Geburtskanal rutscht
  • bei vorzeitiger Ablösung der Plazenta

Vorbereitungen für den Eingriff

Heutzutage werden die meisten Kaiserschnittgeburten mit einer PDA durchgeführt, so dass Sie dabei wach bleiben und Ihr Baby gleich nach der Entbindung sehen können. Nur in einem echten Notfall wird eine Vollnarkose nötig. Das hat den Vorteil, dass Ihr Partner während der Geburt bei Ihnen sein kann. Aber seien Sie bitte nicht enttäuscht: Ihre Begleitung darf aus hygienischen Gründen nur an Ihrem Kopfende sitzen und Sie beide sehen von der eigentlichen Geburt nichts.

Vor der OP wird der obere Schambereich rasiert, Sie legen sämtlichen Schmuck und Prothesen ab und werden in OP-Hemd und Anti-Thrombose-Strümpfe gekleidet. Außerdem erhalten Sie eine Citrat-Lösung gegen Übelkeit und Erbrechen. Dann wird der Rückenmarkkatheter gelegt, um die PDA zu setzen. Danach erfolgt das Anlegen eines Harnblasenkatheters, um die Harnblase zu entleeren, damit sie nicht im Weg liegt. Ein Tropf sorgt dafür, dass bei Notwendigkeit Schmerzmittel gegeben werden können.

Kaiserschnitt: Ablauf und Heilung

Ist die Betäubung wirksam, wird der OP-Tisch leicht nach links gekippt – also bitte nicht erschrecken. Wurde die Bauchdecke desinfiziert, darf Ihr Partner in den OP. Nun erfolgt durch den Operateur ein dünner, waagerechter Einschnitt oberhalb des Schambeins. Ein zweiter dünner Schnitt wird im unteren Bereich der Gebärmutter gesetzt. Die meisten Kliniken führen den sogenannten „sanften“ Kaiserschnitt aus, bei dem nur das Nötigste geschnitten wird, während der Rest aufgedehnt oder aufgerissen wird. Das hört sich aber schlimmer an als es ist. Denn je nach Gewebsart fügt sich das Gewebe von alleine wieder zusammen und heilt ohne Naht, beispielsweise das Bauchfell oder die Bauchmuskulatur.

Nun kann das Baby bereits aus Ihrem Bauch herausgehoben werden. Dabei wird der Operateur einen gewissen Druck auf Ihren Oberbauch ausüben, um das Kind in Richtung „Ausgang“ zu schieben. Ist das Kleine abgenabelt, wird es zügig von Hebamme, Kinderarzt und Anästhesist untersucht und Ihnen dann gezeigt. Geht es dem Baby nicht so gut oder ist es noch sehr klein, kommt es auf eine spezielle Station für Neugeborene. Im anderen Fall kann Ihr Partner das Kleine halten. In der Zeit wird die Plazenta entfernt und die Wunde genäht. Ein „normaler“ Kaiserschnitt dauert etwa eine halbe Stunde. Ist der Eingriff vorbei und gut gelaufen, werden Sie in der Regel in einem Nebenraum gebracht, wo Sie mit Unterstützung einer Hebamme Ihr Baby das erste Mal stillen können.

Ist alles in Ordnung, verbringen Sie und Ihr Kind noch einige Tage auf der Wochenstation – durchschnittlich liegt der Krankenhausaufenthalt nach Kaiserschnitt bei 6,3 Tagen. Die nachsorgende Hebamme überwacht Ihren Gesundheitszustand und den Ihres Babys sowie die Heilung der Naht. Diese ist meist zwischen 12 und 15 Zentimeter lang. Aufgrund des Wundschmerzes können Sie sich die ersten Tage nur eingeschränkt bewegen. Ihr Körper benötigt jetzt Ruhe und Zeit, um die Wundheilung voranzubringen. Eine Nachuntersuchung beim Frauenarzt/ärztin ist vier bis sechs Wochen nach der Kaiserschnittgeburt üblich.

Fazit: Ein geplanter bzw. spontaner Kaiserschnitt wird in bestimmten Situationen notwendig. Dabei wird heute der Einschnitt und damit die Wunde so klein wie möglich gehalten und meist der sogenannte „sanfte“ Kaiserschnitt (Misgav-Ladach-Technik) angewendet. Zur Pflege der Narbe empfehlen wir natürliche und sanfte Pflanzenöle.

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